Buchtipp: Krimitipps des Thrill+Chill-Teams Mai 2007
Helga Hanl-Lohn
Stieg Larsson: Verdammnis
Rasanter Thriller aus Schweden. Spannend. Aktuell. Brisant.
Trotz mehrerer paralleler Handlungsstränge eine kompakte. glaubwürdige Geschichte, die plausibel und stimmig aufgelöst wird.
Man möchte meinen, dass das Thema illegaler Handel mit Frauen aus Osteuropa schon oft genug beschrieben worden ist. Vielleicht, aber selten so spannend und mitreissend wie im zweiten Teil der Trilogie des schwedischen Journalisten Stieg Larsson. Die Hauptfigur auch diesmal wieder der Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist. Ein Kollege plant die Aufdeckung eines bis in höchste Ploizei- und Justizkreise greifenden Frauenhandels. Zur Veröffentlichung kommt es aber vorerst nicht, denn der Kollege und dessen Freundin werden ermordet. Die Fingerabdrücke auf der Mordwaffe stammen von Lisbeth Salander (auch bereits bekannt aus dem ersten Teil, "Die Verblendung"). Doch für Mikael Blomkvist ist sie nicht automatisch die Mörderin, er begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Darja Donzowa: Der fünfte Mord
Lesegenuss pur, rasant geschrieben, für LiebhaberInnen des skurillen Humors.
Ich gestehe, ich bin süchtig nach den Krimis der russischen Autorin deren Alter Ego, die ehemalige Französischlehrerin Dascha Wassiljewa auch in diesem Fall, "Der fünfte Mord", in ihrer ungewollt komischen Art durch den postkommunistischen Alltag in Moskau und Umgebung führt. Diesmal gerät Darja Wassiljewa als Zeugin eines vermeintlichen Selbstmordes in die Kreise einer Sekte. Skurille Personen tauchen wieder auf, Schamanen, Sektenführer, eine alternde Ballerina, und sie sind so selbstverständlich Teil der Kulisse, wie man sie bei Darja Donzowa erwartet. In rasanter Erzählweise prescht man als Leser durch Moskau und seine Vorstädte und ahnt dabei nur in welchem Tempo die russische Gesellschaft von den Neuerungen, politischer wie wirtschaftlicher Art, überrollt wurde und wird. Umso interessanter, wenn man unter anderem in der Kommunalka, der (Zwangs-)Gemeinschaftswohnung, doch noch einen Zipfel kommunistische Kulisse präsentiert bekommt.
Roslund und Hellström: Blasse Engel
Spannend. Packend. Überzeugend.
Was macht einen sehr spannenden Schwedenkrimi aus? Aktuelles Thema glaubwürdig aufgearbeitet - hier illegal importierte Prostitutierte aus Litauen. Überzeugende Darsteller - die beiden litauischen jungen Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden sowie ein eigenbrötlerischer Ermittler samt Crew, der nicht gerade einfach im zwischenmenschlichen Umgang ist, vom Schicksal gezeichnet. Guter Spannungsbogen, der die einzelnen Handlungsstränge schlüssig miteinander verbindet.
Was in einer Geiselnahme in der Leichenhalle eines Krankenhauses einen dramatischen Höhepunkt erreicht, nährt sich aus dem Schicksal der beiden Ostblock-Prostituierten in einer ehrenwerten Gesellschaft, die zusieht, schweigt und vertuscht, sowie am persönlichen Feldzug des ermittelnden Kommissars gegen einen Auftragskiller.
Gerald Lohn
Stefan Brijs: Der Engelmacher
Der Engelmacher von Stefan Brijs ist ein packender Roman über den Kampf zwischen Wahn und Vernunft, Religion und Wissenschaft, zwischen Schuld und Unschuld.
Viktor Hoppe ist Arzt und kehrt nach vielen Jahren in sein Geburtsdorf zurück. Wie sein Vater, ebenfalls Arzt in besagtem Dorf, leidet er an einer Hasenscharte. Die Dorfbewohner sind mißtrauisch (ist die Hasenscharte ein Biß des Teufels?), insbesondere da Doktor Hoppe Drillinge bei sich hat, eine Mutter der Kinder aber nie erwähnt. Nur langsam erarbeitet sich Hoppe das Vertrauen der Dorfbewohner, doch bleibt er weiter ein Sonderling, zu dem keiner durchzudringen vermag.
Brijs erzählt die Geschichte von Viktor Hoppe aus unterschiedlichen Blickwinkeln, springt geschickt zwischen verschiedenen Zeitebenen und enthüllt so schrittweise die ganze Wahrheit über den sonderbaren Arzt. Der Roman ist gleichzeitig klassischer Dorfroman und packender Wissenschaftsthriller, spannend, beklemmend und beunruhigend bis zum fulminanten Finale.
Agatha Christie Hörbücher gelesen von Martin-Maria Schwarz
Martin Maria Schwarz liest Hercule Poirot, oder besser, er ist Hercule Poirot. Er schlüpft in die Rolle des belgischen Meisterdetektivs und löst, mit ironisch französischem (belgischem) Akzent auch die schwierigsten Fälle in gewohnter Manier. Jugenderinnerungen (als man sämtliche Agatha Christie Romane verschlungen hat) werden wach, wenn Poirot am Ende eine illustre Schar an Verdächtigen im Salon versammelt und den Mörder überführt. Schwarz liest den Text überzeugend ruhig und gelassen, erzeugt im entscheidenden Moment Spannung und läuft zur Hochform auf, wenn Poirot auftritt. Das große "Mörder-Raten" macht im Hörbuch besonders Spaß, da Schwarz stimmlich die richtigen Hinweise gibt, und so Hobby-Detektive den Täter leichter überführen können als in der Buchform. Schön auch, das die Lesungen vom Verlag "Hörbuchproduktionen" in ungekürzter Form vorliegen. Ein Hörgenuss mit herrlich altmodischem Retro-Charme, der wirklich Spaß macht.
Nina Kambersky
Unbedingte Leseempfehlung: "Tartan Noir" der 1.Klasse!
Stuart MacBride: Die dunklen Wasser von Aberdeen
Stuart MacBride: Die Stunde des Mörders
Endlich ist der langersehnte zweite Band(Die Stunde des Mörders)der Reihe rund um Detective Sergeant Logan McRae erschienen. Ein Grund mehr auf diese herausragende Reihe hinzuweisen. Wenn sie spannend geschilderte Ermittlungen, interessante Charaktere, trockene Wortwitze und eine düstere Atmosphäre schätzen dann sind sie im ostschottischen Aberdeen genau richtig.