Buchtipp: Krimitipps des Thrill+Chill-Teams Sommer 2007
Helga Hanl-Lohn
Raab, Thomas: Der Metzger muss nachsitzen
Eigentlich hat der Metzger, seines Zeichens Restaurator, guten Grund, sich nie wieder mit seiner Schulzeit auseinanderzusetzen. War er doch aufgrund seiner guten schulischen Leistungen und seiner körperlichen Erscheinung immer derjenige, an dem seine Mitschüler ihre Agressionen ausgelebt haben, besonders sein Mitschüler Dobermann. Und gerade über dessen Leiche stolpert er auf seinem gewohnten Nachhauseweg.
Als ihm nach und nach seltsame "Beweisstücke" zukommen, kann der Metzger nicht umhin, sich näher mit dem Tod des ehemaligen Mitschülers zu befassen. Er initiiert ein Klassentreffen, trifft sich mit ehemaligen Lehrern und wird wieder mit der verhassten Schulzeit konfrontiert.
Empfehlenswerter Erstlings-Krimi eines österreichischen Autors.
Skurrile Charaktere, schlüssige Geschichte mit sprachlichen Anklängen an Wolf Haas.
Barclay, Linwood: Ohne ein Wort
Eine pubertierende 14-jährige, die nach einem Streit mit den Eltern sich wünscht, ihre Eltern wären tot, macht am darauffolgenden Morgen eine erschreckende Entdeckung: Eltern und Bruder sind spurlos verschwunden.
Nach 25 Jahren - das 14-jährige Mädchen ist nun selbst erwachsen und Mutter einer Tochter - wird sie mit der schmerzlichen Vergangenheit konfrontiert: Dinge aus längst vergangenen Tagen tauchen plötzlich auf, alte Zeugen sterben. Lebt ihre Familie doch noch?
Spannender Page-Turner.
Gerald Lohn
Elizabeth Corley: Sine Culpa
Im vierten Fall von Inspektor Fenwick wird die Leiche eines vor 25 Jahren verschwundenen Jungen gefunden. Im Zuge der Ermittlungen tauchen weitere Verknüpfungen zu verschwundenen Kindern auf und lassen ein Drama entstehen, das vor 25 Jahren begann und noch nicht zu Ende ist.
Corleys klassisch englischer Ermittlungskrimi ragt weit über den Durchschnitt üblicher Krimikost hinaus. Geschickt und mit der nötigen Ruhe baut Sie die Spannung auf, läßt den Leser öfters mehr wissen als die ermittelnden Polizisten und schafft durch raffinierte Zeitsprünge in der Handlung ein sehr stimmiges Bild der Geschehnisse. Die Sprache des Romans ist unaufdringlich und genau, die Charaktere sind exakt gezeichnet (es war mein erster Fenwick-Roman und schon nach wenigen Seiten hatte ich ein sehr gutes Bild vom sympathischen Inspektor) und die Spannung des Romans bleibt auf hohem Niveau bis zum überraschenden Ende erhalten. Ein wahres Lesevergnügen für den anspruchsvollen Krimi-Fan.
Nina Kambersky
Michael Collins: Schlafende Engel Btb
Spannender psychologischer Kriminalroman mit Tiefgang und überraschenden Wendungen. Für Fans von Patricia Highsmith!
In einem Provinzort im Mittleren Westen der USA wird zu Halloween ein kleines Mädchen am Straßenrand tot aufgefunden.
Der Streifenpolizist Lawrence,der mit immensen privaten Problemen zu kämpfen hat, übernimmt die Ermittlungen in diesem Fall. Schnell wird klar, dass das Mädchen überfahren worden ist und wessen Auto an dem Unfall beteiligt war. Doch genau hier fangen die Probleme für Lawrence erst richtig an, denn kein geringerer als die Zukunftshoffnung der Kleinstadt, Kyle Johnson, der Jung-Football-Star des örtlichen Colleges,hat das Unfallauto gelenkt. Der Polizist Lawrence wird vom Polizeichef und dem Bürgermeister dazu angehalten den Vorfall zu vertuschen - denn die Meisterschaften stehen vor der Tür. Es bleibt ihm nichts anderes übrig als sich an der Vertuschung zu beteiligen, denn der Bürgermeister und sein Chef haben ihn eine 2. Chance gegeben, als er mit der Waffe seine Ex-Frau bedroht hat. Als Lawrence gegen die Abmachung auf eigene Faust weiter ermittelt bringt er sich selbst in große Gefahr, denn die Motive des Bürgermeisters reichen viel weiter als den Schutz des örtlichen Footballhelden und der "Ehre" der Kleinstadt.
Michael Collins entführt den Leser in seinem Debütroman in ein Provinznest, wo es unter der glatten Oberfläche der Bewohner nur so brodelt und kocht. Nichts ist so wie es von außen scheint und von Seite zu Seite verstrickt man sich tiefer in das Seelenleben von Lawrence und leidet mit ihm mit. Mein Tipp: Unbedingt lesen und mitleiden! Es zahlt sich aus!
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