Wolfgang Böck, Günther Schatzdorfer: Am besten echt
Wolfgang Böck, Günther Schatzdorfer: Am besten echt. € 19,95
Eine kulinarisch-kulturelle Reise ins Hinterland Venedigs

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edogawa - 9. Mär, 15:54
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Peter Krackowizer (Gast) - 9. Apr, 15:23
Schatzdorfer mag ja ein Kenner vom Friaul Julisch Venetien sein, aber ob er dies auch vom Veneto ist, bezweifle ich.
„Wir sind privilegierte, verwöhnte Snobs. Eigentlich ganz beschissene Typen, die einen Landstrich nach dem anderen ausbeuten und einer Meute von Individualisten ausliefern“ meint Böck in einem eigenen Kapitel, in dem beide über ihre Fresserei und Sauferei (nur als solches kann dieses Buch zeitweise bezeichnet werden) reflektieren. „Gut, dann ist das unser letztes Buch“ erwidert Schatzdorfer und ich meine, das wird gut sein!
Auf den ersten Seiten zeichnet Schatzdorfer ja noch wirklich das echte Italien. Dann aber zieht er über die Dorferneuerung an Hand der Piazza in Sacile her. Weil es nicht mehr stinkt, nicht mehr gehupt wird und keine kaputten Platten mit Löchern mehr den Platz bedecken, hätten Dorf und Platz ihre Seele verloren. In Castelfranco zahlen beide ihre Zeche nicht, weil das Essen angeblich ungenießbar war. Diesen Schmäh findet man noch ein zweites Mal im Buch. Das reizende Bergdörfchen Asolo wollen sie gar nicht besichtigen, weil dort alles „an den Propagandaflieger des Faschismus, also Gabriele D’Annunzio erinnert…“ – der lebte aber nie in Asolo, sondern nur seine Geliebte, die Opernsängern Eleonara Duse und im Dorf erinnert gar nichts an Faschismus; dafür gehen sie in die Villa Cipriani in Asolo etwas Trinken, in der er allerdings nur unter dem Vorwand, er hätte ein Treffen mit den Benettons (?), Einlass findet. Er meint „…bei Oderzó gäbe es die Villa Steffanel; nur zwölf Kilometer westwärts steht … die Villa Maser…“ – die ist aber 49 Kilometer westwärts! Es heißt nicht „agroturismo“ (das ist Spanisch), sondern „agriturismo“. Marano Lagunare liegt am Meer und nicht im „venezianischen Hinterland“, wie der Untertitel des Buches verspricht.
Die Menschen in diesem Buch trinken nicht, sie „schlürfen“ (Wein); er ist „nach einer halben Stunde bereits Mitglied der Familie“ und das in jedem Wirtshaus und suggeriert so dem Veneto-Reisenden einerseits, dass man schnell Anschluss findet und andererseits dass man fast nirgendwo für sein Essen zahlen muss. Eines der edleren und teuren Lokale des Venetos, das „Gambrinus“, führt er als Beispiel für „am besten echt“ an, zur Villa Lupis meint er „…und natürlich war man nicht im Veneto, wenn man nicht die feudale Atmosphäre der Villa Lupis und die Gastfreundschaft der Contessa Stefànie genossen hat…“. Zum einen liegt die Villa ganz im Osten der Region, schon an der Grenze zu Friaul Julisch Venetien, zum anderen ist dieses durchaus als Kleinod zu bezeichnende Anwesen nicht „das Venetien“. Aber er hatte sich dort selbst eingeladen, wie man aus dem Beitrag lesen kann. Wie überhaupt ich das Gefühl bei diesem Buch habe, dass er mit seiner Überheblichkeit und Arroganz (darüber schreibt er übrigens selbst immer wieder) sich so manchen Besuch erschnorrt hatte und so dem Leser manche Dinge als „am besten echt“ verkaufen möchte, die aber gar nicht echt venezianisch sind. Mehrmals diskutieren beide, ob sie „den gerade entdeckten Geheimtipp“ überhaupt schreiben sollten, was Schatzdorfer natürlich mit einem „nein“ beantwortet, um dann doch darüber zu schreiben – sehr banal und billig diese Art zu schreiben.
Nun gut, sehr schade um das Buch, denn zwischen seinen selbstverherrlichenden Darstellungen (auch fast alle Fotos zeigen nur Böck und ihn) finden sich durchaus gute geschichtliche und sozial-gesellschaftliche Informationen, sowie zahlreiche Rezepte. Auch möchte ich schon erwähnen, dass Schatzdorfer einige, wenige wirklich gute Lokaltipps abseits der Trampelpfade hat. Und auch manche Geschichte durchaus schriftstellerisch schön schildert. Aber aufgrund einiger von mir entdeckten fehlerhaften Recherchen bzw. Angaben muss ich manche Aussagen von ihm in Zweifel ziehen: Schatzdorfer mag ja ein Kenner vom Friaul Julisch Venetien sein, aber ob er dies auch vom Veneto ist? Schließlich schreibt er ja da und dort, er sei hier zum ersten Mal oder nur einmal da gewesen!
Den dritten Stern hat dieses Buch nur aufgrund der durchaus guten geschichtlichen und sozial-gesellschaftlichen Informationen, sowie der zahlreichen Rezepten wegen.
Auf den ersten Seiten zeichnet Schatzdorfer ja noch wirklich das echte Italien. Dann aber zieht er über die Dorferneuerung an Hand der Piazza in Sacile her. Weil es nicht mehr stinkt, nicht mehr gehupt wird und keine kaputten Platten mit Löchern mehr den Platz bedecken, hätten Dorf und Platz ihre Seele verloren. In Castelfranco zahlen beide ihre Zeche nicht, weil das Essen angeblich ungenießbar war. Diesen Schmäh findet man noch ein zweites Mal im Buch. Das reizende Bergdörfchen Asolo wollen sie gar nicht besichtigen, weil dort alles „an den Propagandaflieger des Faschismus, also Gabriele D’Annunzio erinnert…“ – der lebte aber nie in Asolo, sondern nur seine Geliebte, die Opernsängern Eleonara Duse und im Dorf erinnert gar nichts an Faschismus; dafür gehen sie in die Villa Cipriani in Asolo etwas Trinken, in der er allerdings nur unter dem Vorwand, er hätte ein Treffen mit den Benettons (?), Einlass findet. Er meint „…bei Oderzó gäbe es die Villa Steffanel; nur zwölf Kilometer westwärts steht … die Villa Maser…“ – die ist aber 49 Kilometer westwärts! Es heißt nicht „agroturismo“ (das ist Spanisch), sondern „agriturismo“. Marano Lagunare liegt am Meer und nicht im „venezianischen Hinterland“, wie der Untertitel des Buches verspricht.
Die Menschen in diesem Buch trinken nicht, sie „schlürfen“ (Wein); er ist „nach einer halben Stunde bereits Mitglied der Familie“ und das in jedem Wirtshaus und suggeriert so dem Veneto-Reisenden einerseits, dass man schnell Anschluss findet und andererseits dass man fast nirgendwo für sein Essen zahlen muss. Eines der edleren und teuren Lokale des Venetos, das „Gambrinus“, führt er als Beispiel für „am besten echt“ an, zur Villa Lupis meint er „…und natürlich war man nicht im Veneto, wenn man nicht die feudale Atmosphäre der Villa Lupis und die Gastfreundschaft der Contessa Stefànie genossen hat…“. Zum einen liegt die Villa ganz im Osten der Region, schon an der Grenze zu Friaul Julisch Venetien, zum anderen ist dieses durchaus als Kleinod zu bezeichnende Anwesen nicht „das Venetien“. Aber er hatte sich dort selbst eingeladen, wie man aus dem Beitrag lesen kann. Wie überhaupt ich das Gefühl bei diesem Buch habe, dass er mit seiner Überheblichkeit und Arroganz (darüber schreibt er übrigens selbst immer wieder) sich so manchen Besuch erschnorrt hatte und so dem Leser manche Dinge als „am besten echt“ verkaufen möchte, die aber gar nicht echt venezianisch sind. Mehrmals diskutieren beide, ob sie „den gerade entdeckten Geheimtipp“ überhaupt schreiben sollten, was Schatzdorfer natürlich mit einem „nein“ beantwortet, um dann doch darüber zu schreiben – sehr banal und billig diese Art zu schreiben.
Nun gut, sehr schade um das Buch, denn zwischen seinen selbstverherrlichenden Darstellungen (auch fast alle Fotos zeigen nur Böck und ihn) finden sich durchaus gute geschichtliche und sozial-gesellschaftliche Informationen, sowie zahlreiche Rezepte. Auch möchte ich schon erwähnen, dass Schatzdorfer einige, wenige wirklich gute Lokaltipps abseits der Trampelpfade hat. Und auch manche Geschichte durchaus schriftstellerisch schön schildert. Aber aufgrund einiger von mir entdeckten fehlerhaften Recherchen bzw. Angaben muss ich manche Aussagen von ihm in Zweifel ziehen: Schatzdorfer mag ja ein Kenner vom Friaul Julisch Venetien sein, aber ob er dies auch vom Veneto ist? Schließlich schreibt er ja da und dort, er sei hier zum ersten Mal oder nur einmal da gewesen!
Den dritten Stern hat dieses Buch nur aufgrund der durchaus guten geschichtlichen und sozial-gesellschaftlichen Informationen, sowie der zahlreichen Rezepten wegen.
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